Wolfgang Temme: Umschichtung Robinie IV, 2001, 49 x 28 x 28 cmWolfgang Temme






Ausstellungsinformation 2001

"About Time", Holzschnitte
05.07.2001 - 03.08.2001


"Ich habe begriffen, dass der Mensch viele Dinge gar nicht erfunden hat, sondern dass viele Dinge bereits um uns herum in der Natur existieren. Nur hat man sie nie wahrgenommen." Olivier Messiaen

Wie einen Leitsatz begleitet diese Aussage von Olivier Messiaen die künstlerische Arbeit von Wolfgang Temme und verweist auf den intellektuellen Hintergrund seines Schaffens. In den Holzschnitten und "cut-outs" der Ausstellung "About Time" verknüpft der Künstler minimalistische Konstruktionen und Naturästhetik. Er widmet sich dabei dem Schnittpunkt zwischen Natur und Mensch. Gleichzeitig markiert er die Polarität unseres Lebensraumes als ein Schwanken zwischen Erkenntnis und emotionaler Wahrnehmung. Es ist wesentlicher Ansatz seiner Skulpturen und Holzschnitte gestalterische Bedingungen aus der Natur abzuleiten und in einem künstlerischen Kontext erfahrbar zu machen.

Als Ausgangsmaterial dient ihm dabei Holz, gewachsene Strukturen, die er unmittelbar der Natur entnimmt. Ein Baum, ein Ast wird in seiner ganzen Länge zunächst vertikal und dann horizontal in Segmente geteilt. Diese legt der Künstler dann gemäß ihres Wachstums in serielle Flächen, von denen er wiederum die Druckstöcke seiner Arbeiten auf Papier ableitet. In der Anordnung der Schnittstellen erfährt der Betrachter nun Ordnungsgefüge und die Zeitlichkeit eines "gewachsenen Materials".

Die Holzschnitte selbst erscheinen wie der vergrößerte Blick in ein Kaleidoskop. Es ergeben sich Ornamente, die nur schwer die Herkunft ihrer Strukturen verraten. Assoziationen zu afrikanischen Tanztüchern und orientalischen Arabesken liegen näher als logische minimalistische Teilungsprinzipien. In kleinsten Auflagen auf hochwertigem Papier erstellt Wolfgang Temme Pretiosen besonderer Art. Sie vergegenwärtigen das Gewesene, den Ursprung des Materials und was durch die verschiedenen Schritte der Teilung und Verteilung aus ihm geworden ist. Im Ornament seiner Holzschnitte zeigt sich ein diaphanes Bild der Gleichzeitigkeit von Herkunft und Gegenwart, von Zukunft und Vergangenheit. Dabei schwächt die ursprüngliche, nachvollziehbare Materialhaftigkeit die Betonung des Kunstwerkes als isolierte Zierde oder solitären Schmuck ab. Vielmehr wird das Augenmerk auf den elementaren Prozess der Formung und Umformung gelenkt, den Drehpunkt aller künstlerischer Arbeit.

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