Felicitas Gerstner: ohne Titel 1997, Nr. 97 W 3, Enkaustik/Holz, zweiteilig, je 60 x 60 cmFelicitas Gerstner




Ausstellungsinformation 2003/2004



"In a Landscape", Malerei
06.12.2003 - 28.02.2004



In Anlehnung an ein bekanntes Musikstück von John Cage nennt Felicitas Gerstner den Zyklus ihrer neuesten Arbeiten: "In a Landscape". Der bildhafte Ausstellungstitel assoziiert Horizonte, Ebenen, Weite und einen Farbrhythmus, der sich in den auf die Horizontale ausgerichteten Bildern widerspiegelt. Auch finden Reiseerlebnisse der Künstlerin, die es in den letzten Jahren nach Frankreich, Island oder auch Italien führte, in der Farbgebung der Bilder ihren Niederschlag.
Dennoch ist Felicitas Gerstner im herkömmlichen Sinne keine Impressionistin, die ihre subjektiven Landschaftseindrücke über das Medium der Farbe zum Ausdruck bringt.
Man muss über die Bedeutung von Zeit und Arbeitsaufwand sprechen, wenn man die Künstlerin charakterisieren will, die sich mit herkömmlichen Kategorien gemessen, der Malerei verschrieben hat. Denn Felicitas Gerstner verwendet die aufwendige Technik der Enkaustik. Sie ist darin so perfekt wie nur wenige Maler. In Planung und Konstruktion des Bildaufbaues ist sie fast mehr der Bildhauerei als der Malerei verpflichtet.
Ein spezifischer Farbentwurf, ausgelotet auf dem Papier, geht dem langwierigen Prozess der Ausführung voraus: Nach dem Entwurf wird der Bildplan in sorgsamer Vorarbeit auf dem Holzuntergrund aufgezeichnet. Unter Wegnahme aller subjektiver Gestik werden dann die exakt bestimmten Farbfelder nach alter, seit den Ägyptern bekannter Technik umgesetzt.
Die Farbpigmente, in erwärmten Wachs gelöst, werden im noch flüssigen Zustand auf das Holz als Bildträger gegossen. Dieser Vorgang fordert ebenso eine definierte Mengen- und Temperaturbestimmung wie einen Bauplan, nach dem ausgeführt werden kann. Schnelle Korrekturen und Stimmungswechsel, die der Pinsel auf die Leinwand zu übertragen vermag, schließen sich aus. Felicitas Gerstner ist in künstlerischen Ansätzen dem Bildhauer verwandt, bezeichnender wäre der Begriff des "Bildbauers".
Vertrauend auf die nackte Präsenz des Werkes ohne illustrierenden Titel des Einzelwerkes und Interpretationsmöglichkeiten nimmt sich die Künstlerin in der Ausstellung ganz zurück. Sie fasst Ihre subjektiven Erlebnisse und die daraus resultierenden Farbkompositionen allein unter der musikalischen Assoziation des Titels "In a Landscape" zusammen.
In lebendiger Interaktion, doch mit maßvollem, wachem Kalkül setzt sich Felicitas Gerstner mit ihrer künstlerischen und privaten Umwelt auseinander, bezieht ein und nimmt Distanz.

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